jahnna Kornkreis, Tusche

Vergebung

Vergangenheit und Zukunft sind Illusionen, nicht wahr, nicht wahrnehmbar. Zugleich hat der Mensch eine Vergangenheit, die sich im Hier und Jetzt darin zeigt, dass sich der Geist mit so manchem Inneren wiederkehrend beschäftigt. Jeder weiß von seiner Zeit als Kind, von zurückliegenden Geschehnissen, vom Gestern, vom Eben, von den eigenen tiefen Eindrücken und malt im Geiste Bilder der Zukunft.

Vergangenheit ist das im eigenen Gemüt Eingeprägte. Inneres Altes zieht die Aufmerksamkeit aus dem Hier und Jetzt heraus, engt das Bewusstsein und führt den Geist in ferne, innere Räume, die in den Eindrücken der augenblicklichen Sinne nicht zu finden sind. Das Alte in uns hat Kraft und Wirksamkeit. Von daher ist die Vergangenheit wirklich, wenn auch nicht wahr.

Möchtest du dich jeweils an das erinnern, mit dem sich dein Geist und deine Seele wiederkehrend beschäftigt?

Frei ist der und die, die in jedem Moment bewusst aus sich selbst heraus wählt, wohin die innere Aufmerksamkeit wandert.

Wenn wir hinderliches Inneres weggeben könnten, wäre das Leben leichter. Wo ist die innere Straße, auf die wir die alten Geschehnisse stellen können, damit der geistige Kehrwagen sie abholt?

Vergeben ist dieses Weggeben. Es ist eine heilige Tat, denn wenn Vergebung wirklich geschieht, ist es die Gnade, nie wieder im Denken dorthin geführt zu werden. Rein willentlich ist sie nicht zu bewirken. Versuche es und sage mit all deiner Kraft: «Ich will diese Gedanken nicht mehr denken!» oder: «Ich möchte mich nicht mehr an das Geschehene erinnern!» Versuche es positiv: «Ab heute lebe ich gedanklich und emotional im Hier und Jetzt! Ab heute bin ich frei!»

Lebe bewusst und höre deinem Denken zu. Ist es dir gelungen, das Alte wirklich wegzugeben? Bist du nun frei von diesen dich beschäftigenden Gedanken?

Wenn es so leicht wäre, würden wir weit weniger umfangen leben.

Zumeist liegt unter dem zu Vergebenden eine Erkenntnis, ein geistiger Schatz. Oftmals braucht es Mut und Kraft, das zu Vergebende innerlich zu sehen und es erneut oder erstmals wahrhaft zu berühren. Die Seele ist weise und wartet mit dem Vergeben auf einen günstigen und möglichen Moment. Es hilft der Entwicklung nicht, andere das eigene Unverziehene entsorgen zu lassen. Wer etwas heraustragen möchte, muss es erst einmal zu sich genommen haben, muss es selbst anfassen können.

Unvergebenes beruht zumeist auf einer ungeklärten Beziehung. Im Seelisch-Geistigen sind Beziehungen auch dann noch aktiv, wenn sie im Außen räumlich getrennt sind. Das Lösen von etwas Ungelöstem hat damit zumeist mit mehreren Seelen zu tun. Oftmals ist eine Beziehung in Liebe entstanden. Auch für den, der sie lösen möchte, ist es hilfreich, sich wieder mit der Liebe des Anbeginns zu verbinden, bevor er das Band willentlich zu trennen sucht.

Je tiefer etwas Altes im Gemüt steckt, desto wundersamer ist die Vergebung. Sie befreit das Denken, Fühlen und damit auch das Körperempfinden dauerhaft von der Wunde des alten Erlebnisses und der Fluss des Lebens hält nie wieder an ihr an. Je tiefer die Wunde ist, desto mehr berührt die Vergebung das gesamte Leben. Dem Glücklichen geschieht sie unbewusst. Allen anderen bleibt nichts anderes übrig, als das Alte in allen seinen Aspekten erneut zu empfinden, zu fühlen, zu spüren und in tiefer Verbundenheit das Leben selbst in sich wirken zu lassen.

Vergebung geschieht allein in Liebe. Es bist vor allem du selbst, dem du letztendlich in Liebe vergibst.

Siehe auch Zitate: Ein Kurs in Wundern

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veröffentlicht am 30.8.2016, letzte Änderung am 9.5.2017 um 12:30 Uhr

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